ponedeljek, 12. november 2007

Gewerkschaftskampf und autonome Beteiligung in Ljubljana, Slowenien


Date: 19.11.2007., 16:44
Name: Antifa Cafe Celovec
Email:
Acafe@gmx.at


Am 17.11. demonstrierten bis zu 70.000 Menschen in Ljubljana - größtenteils Leute aus der Gewerkschaftsbewegung. Gefordert wurden höhere Löhne, verbunden mit der Aknündigung einer breiten Streikgebwegung. Die slowenische radikale Linke zeigte sich solidarisch und mobilisierte zu einem eigenen, "autonomen Block" innerhalb der Großdemo, welcher antiautoritäre und antikapitalistische Inhalte propagierte. Die slowenische Regierung und die ArbeitgeberInnenverbände sind unter starkem Druck, mittlerweile kam es auch schon zu einem "wilden" Streik in einer Fabrik in der Stadt Maribor.

Der grund, wieso an die 70.000 Leute an einem Samstagvormittag auf die Straße gehen war in Slowenien mal wieder das Liebe Geld. "Höhere Löhne" - so einfach war sie, die zentrale Forderung der slowenischen Großgewerkschaften. Auch in Slowenien wird ein sozialpartnehschaftliches Modell verfolgt (siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Sozialpartnerschaft), und so verhandelten die Gewerkschaften sechs Monate Lang mit den ArbeitgeberInnenverbänden um eine erhöhung des Einkommen um 3,5%. Die Löhne sollen an die Inflation in Slowenien angepasst werden, welche derzeit 5,1% beträgt - und somit den Höchststand nach Jahren erreicht hat. Während die Löhne also an Wert verlieren, werden die Preise teurer. In ganz Slowenien werden die Preise für Lebensmittel, Benzin und Miete immer mehr an die hohen Eu-Standards angepasst, die Löhne jedoch nicht.

"Für jeden Beschissenen Euro müssen wir auf die Straße gehen" - bei den Reden, die die Vorsitzenden der Gewerkschaften und einiger anderer unterstützender Gruppen auf dem "Kongresni Trg" in der Innenstadt Ljubljanas zum besten gaben, war viel verbalradikalismus und old-school-ArbeiterInnenklassenrhetorik zu vernehmen. Am Ende der Kundgebung wurde zu den Klängen der Internationale noch zehntausendfach die Faust in den Himmel gestreckt und eine Slowenienweite Streikbewegung verkündet, falls die ArbeitgeberInnenvebände nicht auf die gewerkschaftlichen Forderungen eingehen werden. Einige Eindrücke der Kundgebung der zehntausenden auf dem Kongresni Trg finden sich in diesem video: http://de.youtube.com/watch?v=V3RNF7CsTQI&feature=related

Für Kontroversen sorgte auch die Teilnahme der Arbeitsministerin Marjeta Cotman, des Verteidigungsministers Karl Erjavec sowie des frisch gewählten slowenischen Präsidenten Danilo Türk. In den slowenischen Mainstream-Medien und auch von einem Teil der ArbeiterInnen wurde das als Anbiederungstaktik der Regierung bewertet. Die inhaltlich offene Flanke, die zu der Teilnahme von RegierungspolitikerInnen führte war die beteuerung der großgewerkschaften, die Proteste seien "nicht politischer Natur", sondern richten sich "gegen die ArbeitgeberInnen"...

Noch vor dem ersten von den Gewerkschaften ausgerufenen "offiziellen" Streik legten am 17.11. jedoch schon die rund 300 ArbeiterInnen der Fabrik "Swaty" in Maribor die Arbeit nieder. Grund war sowohl die Forderung nach höheren Löhnen als auch nach besseren Arbeitsbedingungen. Der Fabriksdirektor stellte sich der Diskussion mit den ArbeiterInnen und gab sogar zu, dass die Löhne niedrig seien, jedoch immer noch "überdurchschnittlich". Die ArbeiterInnen wurden daraufhin ncoh wütender und um die Menge zu beruhigen sagte der Direktor eine fünfprozentige Erhöhung der Löhne zu. Ob dies wirklich eingehalten wird, wird die Zukunft zeigen - die ArbeiterInnen gaben der Fabriksleitung ein Ultimatum bis zum 5. Dezember, dann wird weitergestreikt.ein video des wilden streisks findet sich hier: http://24ur.com/bin/article.php?article_id=3110338&show_media=60068963

Während die slowenischen Großgewerkschaften zwar beteuern, es handle sich nicht um einen Konflikt mit der Regierung sondern nur mit den ArbeitgeberInnenverbänden, sahen das die AktivistInnen der slowenischen radikalen Linken anders. So wurde schon Wochen vorher zu einem eigenen, sogenannten "autonomen Block" innerhalb der Gewerkschaftsdemo mobilisiert. Ein kurzes Mobilisierungsvideo findet sich zB. hier: http://de.youtube.com/watch?v=B1H9oU7nupwTreibende Kraft hinter der linken Mobilisierung war die "Autonome Tribüne", ein Zusammenschluss von linken, autoritären StudentInnen und anderen, inhaltlich nahestehenden Personen und Gruppen. Seit der Gründung der tribüne im Frühjahr 2007 sorgten die AktivistInnen für einiges an Aufregung - so wurde unter anderem das Bildungsministrium besetzt und die rechtsgerichtete slowenische Regirung unter Premier Janez Janša musste einen Gesetzesentwurf zurückziehen, welcher die aushöhlung der universitären Autonomie, eine mögliche Einführung von Studiengebühren und zahlreiche weitere Verschlechterungen der studentischen Lebensumstände bedeuten würde.Doch weil "StudentInnen auch zukünftige ArbeiterInnen sind, bzw. schon jetzt arbeiten müssen um zu Überleben", wurden die Forderungen der Gewerkschaften seitens der Autonomen tribüne als legitim empfunden und Unterstützt. Es wurde jedoch auch darauf hingewiesen, dass der Kampf um höhere Löhne nur eine Etappe im Kampf gegen den Kapitalismus sein kann, schließlich ist es dieses System, das verantwortlich ist für Armut, Profitlogik und gesellschaftliche Ausgrenzung. Feministische Initiativen beteiligten sich ebenfalls an der autonomen Mobilisierung und machten darauf aufmerksam, dass das die Frauen im Kapitalismus doppelt unterdrückt werden - zum einen wegen dem Zwang arbeiten zu müssen um zu überleben, zum anderen wegen des Geschlechtes.

Am autonomen Block beteiligten sich etwa 300-400 Personen, während der Demonstration schlossen sich ihm spontan etliche GewerkschafterInnen an. Die Stimmung war super, es wurden tausende Broschüren der "Autonomen Tribüne" verteilt und, anders als bei Gewerkschaftsdemos in Österreich oder Deutschland, war die Präsenz klar antikapitalistischer Inhalte auf der Demo von den Gewerkschaften erwünscht. Betont wurde auch, dass der autonome Block ein klar internationalistisches Verständnis hat. So waren Leute aus Kroatien, Serbien, Italien und Österreich angereist.Ein kurzes, Punkiges Video vom autonomen Block findet sich hier: http://de.youtube.com/watch?v=O8jrrekJpJE&feature=related

Weitere Videos vom Autonomen Block und der Gewerkschaftsdemo als ganzes finden sich hier:
http://de.youtube.com/watch?v=-8lvmLb9m_k&feature=related - Der autonome Block sammelt sich am Bahnhof, Redebeiträge.
http://de.youtube.com/watch?v=uNcrJqSZqUU&feature=related - Der autonome Block schließt sich mit unter viel Beifall der Großdemo an.
http://de.youtube.com/watch?v=60wAcEMOEP0&feature=related - Gespräch mit zwei autonomen AktivistInnen.
http://de.youtube.com/watch?v=XJFr0_Npq1o&feature=related - erste Demoreihe :)
http://de.youtube.com/watch?v=f1W0SGjaJfU&feature=related - gegen Ende der Demo gab es eine Soliaktion aus einer Wohnung in Ljubljana

Und zum Abschluß natürlich noch ein paar Nette Bilder, lasst sie euch schmecken.


Links:
ArbeitgeberInnenverband Slowenienss, ZDS - http://www.zds.si/
freier Gewerkschftsverband Sloweniens: www.zsss.si
Autonome Tribüne: http://avtonomnatribuna.blogspot.com/
Linksradikale Mobilisierungspage: http://n17-n17.blogspot.com (auch auf deutsch und englisch!)
Infoladen Ljubljana: http://a-infoshop.blogspot.com


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AUF DER UNI, IN DEN FABRIKEN – GEGEN DIE DIKTATUR DES KAPITALS!


Am 17. November finden in Ljubljana Demonstrationen der Arbeiter statt. Die wichtigste Forderung der Gewerkschaft ist eine Lohnerhöhung, weiters richten sich die Proteste gegen das Marktdiktat und die Diktatur des Kapitals in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens sowie gegen die ungerechte Verteilung von „Prämien“. Die Gewerkschaften haben sowohl Studenten als auch Pensionisten zur Teilnahme an den Aktionen aufgerufen.

Der Aufforderung ist auch die Studentenbewegung „Autonome Tribüne“ (Avtonomna tribuna) gefolgt welche die Gewerkschaftsforderungen schon in einem öffentlichen Brief unterstützt und auch die Teilnahme an den Demos angekündigt hatte. Die Autonome Tribüne hatte auch bei der Vorkongressverhandlung der Freien Gewerkschaft mitgearbeitet, welche am 23. Oktober 2007 unter dem Titel „die Jugend und die Gewerkschaft“ an der Fakultät für Gesellschaftslehren abgehalten wurde. In dieser Verhandlung hat die Autonome Tribüne Ansichten zur gesellschaftlichen Situation und zu den angesagten Protesten vorgestellt, hat wichtige Punke für die Diskussion unterstrichen und die Gewerkschaften zum gemeinsamen Kampf und zur gemeinsamen Benennung der, sowohl Arbeiter als auch Studenten betreffenden Fragen, aufgerufen. Die Gewerkschaften begrüßen die Teilnahme der Autonomen Tribüne und haben noch einmal alle Studenten aufgefordert, dass sie sich den Demonstrationen anschließen.

Die AT wünscht neben der grundsätzlichen und solidarischen Unterstützung der Gewerkschaften - mit ihren Forderungen, durch die Protestversammlung eine breiter ausgelegte Kritik zu formulieren.

Innerhalb der AT kam es bereits zu inhaltlichen Debatten über Themen die am 17.11. in die Straßen Ljubljanas getragen werden sollen. Kritik an der allgemeinen gesellschaftlichen Situation, die kapitalistische Produktionsweise und die Beziehungen die aus einer solchen Produktionsweise in der Gesellschaft entstehen.

Der neoliberale Angriff auf alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens (insbesondere im Schul – und Gesundheitswesen), die Ungleichheiten auf dem Markt der Arbeitskraft, die Staatliche Überwachung und Repression und natürlich die Studentenproblematik, deren Entstehen eng mit den Ambitionen und Interessen des Kapitals verbunden ist.

In der AT wurde entschieden, dass für den 17.11. ein Autonomer Block organisiert wird. Auf diese Wiese werden die Studenten und alle anderen –vereint im Autonomen Block – den Aufruf der Gewerkschaften nachkommen.

Die AT ruft alle Studentinnen und Schülerinnen, sowie alle anderen auf, sich am 17.11. dem Autonomen Block anzuschließen, und auch an Vorbereitungsarbeiten für N17 mitzuwirken.


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17.11. – AUF NACH LJUBLJANA!
International gegen Kapitalistische Verwertungslogik und Sozialabbau!


Am 17. 11. 2007 rufen die slowenischen Gewerkschaften zusammen mit den StudentInnen zu einer Großdemonstration in Ljubljana auf. Auch DU bist dazu aufgerufen, dich mit etwa 200.000 Leuten aus Slowenien und anderen europäischen Ländern an dieser Demo zu beteiligen.

Die neoliberale, kapitalistische Umstrukturierung aller Lebensbereiche schreitet, ähnlich wie in Österreich, auch in Slowenien voran. Auch dort sind Sozialabbau und Studiengebühren Realität. Das ergebnis – immer niedrigere Löhne, der de-facto Ausschluß von weniger gut situierten Menschen aus der Uni, Aushöhlung der Rechte der ArbeiterInnen und StudentInnen. Dieser Prozess ist weltweit zu erkennen, und weltweit ist Widerstand dagegen an der Tagesordnung.

Linke Studentische Organisationen aus Ljubljana rufen an diesem Tag zu einem „autonomen Block“ innerhalb der Großdemonstration auf, welcher inhaltlich radikaler ist als die Forderung nach höheren Löhnen. Gefordert wird Selbstbestimmung in allen Lebensbereichen und der Sturz des kapitalistischen Systems.

Genauso international wie das Kapital, muss auch der Widerstand gegen ein ausbeuterisches System sein. Deswegen rufen wir dazu auf, euch an der Großdemonstration in Ljubljana zu beteiligen. Leider gibt es am 17.11. keinen zug, der rechtzeitig zur Demo fährt, folgende Möglichkeiten bestehen aber, nach Ljubljana zu fahren:

- Bildet Fahrgemeinschaften! Falls ihr noch Platz habt, mailt es uns an die untenstehende @, wir schauen dann, ob es noch Bedarf an Mitfahrgelegenheiten gibt. Mailt uns auch, wenn ihr noch auf der Suche nach Mitfahrgelegenheiten seid!
- Fahrt schon am 16.11. nach Ljubljana! Züge gibt es zu genüge!

Wir organisieren auch Schlafplätze in Ljubljana! Falls benötigt, teilt es uns bitte möglichst früh mit! : Acafe@gmx

Treffpunkt des autonomen Studiblocks: 9:30, Bahnhof Ljubljana

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Das "Antifa Cafe" ist ein monatlich stattfindendes Politbeisl in Celovec/Klagenfurt. Wir organisieren veranstaltungen zu verschiedenen sozialkritischen Themen, von Antifa über Feminismus hin zu Antikapitalismus ist alles dabei. Unser Fokus liegt auch auf gkonsequenter zweisprachiger (slowenisch/deutsch) Arbeit, was gerade im deutschnationalen Kärnten richtig und wichtig ist.

"Antifa Cafe" je mesecni politicni sank v Celovcu. Organiziramo prireditve k razlicnim druzbenokriticnim temam, od antifasizma preko feminizma tja do antikapitalizma je vse zraven. Nas fokus lezi tudi na konzekventnem dvojezicnem (slovensko/nemsko) delu, kar je ravnov nemskonacionalni Koroski prav in vazno.

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